HIL Preis 2012

Deidesheimer Stipendium für NachwuchsfotografInnen in Erinnerung an Wolf und Itta Hildebrandt

Editorial

„Natürlich: nicht aufhören im Weiterschreiten
im Suchen nach Wegen… glücklichen Wegen…“ (hil)

Der Blick aus dem Fenster meines Regionalbüros in Deidesheim fällt gegenüber auf ein Wandbild, das die PassantInnen zum Eintreten in einen Hof einzuladen scheint. Hier haben Wolf und Itta Hildebrandt fast 30 Jahre lang gelebt und gearbeitet.

Er, der Maler, Schriftsteller und Performancekünstler „hil“, der seine Visionen so gern mit jungen Menschen diskutierte, und sie, seine Muse, die ihn umsichtig begleitete und sein Erbe bis zu ihrem Tod 2010 für die interessierten BesucherInnen zugänglich hielt.

Den beiden aktiven Menschen, die bis zuletzt neugierig waren auf alles, was noch nicht war, und somit der Utopie verhaftet, ist der Fotopreis gewidmet, den ich für NachwuchsfotografInnen ausschreibe, die jung sind, wie sie es waren – völlig unabhängig von ihrem Lebensalter.

Ruth Ratter

 

HIL-Preis in Kürze:

Ruth Ratter lobt in Erinnerung an den Deidesheimer Künstler Wolf Hildebrandt \““hil\““ und seine Frau Itta ein jährliches Fotostipendium aus: Jährlich ein/e von der Jury ausgewählte/r Nachwuchsfotograf/in erhält eine Plattform (-Produktion Fotobuch incl. Freiexemplare, -Einzelausstellung, -Veröffentlichung auf den Web-Auftritten von Ruth Ratter), -ein Preisgeld in Höhe von 500 Euro (zuzüglich Bahnreise- und Verpflegungskosten) sowie -eine einmalige Beratung durch ein Jurymitglied zur künstlerischen und beruflichen Entwicklung.

 

Wolf und Itta Hildebrandt:

1906 in Stettin geborgen arbeitet HIL zunächst als Bühnenbildner, studiert dann am Bauhaus Dessau. Seine antifaschistische Theaterarbeit bringt ihm 1933 bei den Nazis eine Verhaftung und später das Ausstellungsverbot ein. Erst zehn Jahre nach dem Krieg nimmt er seine Arbeit als Schriftsteller und Maler wieder auf.
Von 1977 bis zu seinem Tod 1999 wirkt HIL dann in Deidesheim – mit unbändig vitalen Arbeiten, die sich Genres und Formen verweigern und neugierige Bocksprünge ins Morgen versuchen.
Die verlässliche Gröߟe hinter HIL: Itta. Seine Muse heiratete ihn 1942 und war Inspiration, Mitwirkende, Ko-Autourin, Herausgeberin, Unterstützerin und zuletzt bis zu ihrem Tod 2010 Bewahrerin. Ihr rief er in einem Vorwort zu:

„Meine Welt? nicht – unsere Welt?
Ich zähle Dir die Eigenschaften dieser ‚Frau Welt‘ auf: so
liebenswert und so entsetzlich! So bizarr
und so großartig! wild zärtlich und sinnlich?
so schön, dass wir trunken werden;
es ist nicht meine – es ist unsere Welt!“

Quelle: http://www.hil-forum.de

Eine aktuelle Ausstellung von HILs Werken ab dem 26. Februar im Mussbacher Herrenhof: „Hildebrandt im Herrenhof“

 

Das Stipendium

Als kulturpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von B90/GRܜNE in Rheinland-Pfalz lobt Ruth Ratter aus eigenen Mitteln jährlich im Sommer ein Nachwuchs-Stipendium für FotografInnen aus.
Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und umfasst zudem ideelle Unterstützung. Die Auswahl trifft eine unabhängige Jury aus professionellen Fotografen (s.u.).
Im Kern besteht das Stipendium in einer zuvor gut recherchierten Reise zum aktuellen Jahresthema. Aus den fotografischen Reiseeindrücken der/des StipendiatI/En entsteht unter Mitarbeit der/des StipendiatI/En zum einen ein Fotobuch, das Ruth Ratter als Druck und online herausgibt. Zum anderen werden ausgewählte Aufnahmen in einer Einzelausstellung präsentiert – gegebenenfalls ergänzt durch frühere Arbeiten der/des StipendiatI/En. Die Ausstellung wird mit einer kleinen Vernissage eröffnet, für die auch eine Laudatio durch eine/n bekannte/n FotografE/In vorgesehen ist. Auf Publikation und Ausstellung wird von Ruth Ratter öffentlichkeitswirksam auf ihrer Netzseite und in einer Pressemitteilung hingewiesen. Abschlieߟend erhält der/die StipendiatIn die Möglichkeit, sich im Hinblick auf ihre/seine künstlerische und berufliche Entwicklung von einem Jurymitglied beraten zu lassen. Die Jury behält es sich darüber hinaus vor, unter den BewerberInnen neben der Vergabe des Stipendiums auch noch „ehrende Erwähnungen“ auszusprechen, die in keiner Verbindung zu Stipendium und finanziellen Förderung stehen, sondern als kollegiale Ermunterung zu lesen sind.

 

Nachwuchs: keine Frage des Alters „Nachwuchs“

bedeutet im HIL-Preis tatsächlich keine Altersdiskriminierung, sondern sollte lediglich dem Lebensgefühl und der Berufssituation der BewerberInnen korrespondieren: Wer sich nicht völlig als FotografIn etabliert fühlt und sich noch nicht spielend mit seiner/ihrer künstlerischen oder fotojournalistischen Arbeit finanzieren kann, ist willkommen.

 

Laudatio

Der pfälzische Künstler und Photograf Martin Blume hat zugesagt, für den/die StipendiatE/In des HIL-Preis 2012 bei der Vernissage im Sommer die Laudatio zu halten. „Ich weiߟ aus eigener Erfahrung, wie wichtig eine Auszeichnung gerade am Beginn einer Laufbahn sein kann“, so der international tätige und in Landau und Paris lebende Photograf. Martin Blume im Netz: http://www.real-photography.de/

 

Die Jury

Eine unabhängige Jury wählt aus allen Einsendungen nach künstlerischen, ästhetischen und journalistischen Kriterien eine/n StipendiatIn aus. Der Jury besteht aus den beiden renommierten Fotografen Benjamin Hiller und Jens Gyarmtay, deren ebenso erfolgreiche wie unterschiedliche Wege in die Fotografie einst in der Stadt Deidesheim ihren Ausgangspunkt nahmen.

Benjamin Hiller (Corbis) lebte nach Ethnologie-Semestern in Heidelberg und Fotoschule in Nürnberg zunächst als Fotograf und Herausgeber in Hamburg. Seit 2010 wohnt der Pfälzer mit deutsch-amerikanischen Wurzeln in Berlin, ab 2009 lag der Schwerpunkt seiner Arbeit auf dem Vierländereck Türkei, Irak, Iran und Syrien. Hiller arbeitet als Fotograf und Journalist viel im Ausland, meist in Krisenregionen, oft für Menschenrechtsorganisationen, auf eigene Faust. Dort sind soziale Missstände, Kriege, Ungerechtigkeiten Themen seiner immer zugleich politisch wie künstlerisch anspruchsvollen Arbeiten, die er in wichtigen Fotografie-Zeitschriften (z.B. PHOTOGRAPHIE) und internationalen Zeitungen (z.B. The Guardian) veröffentlicht. Für seine engagierten und mehrfach ausgezeichneten Bilder riskiert Hiller dabei viel – so saߟ er schon als unerwünschter Journalist in Gefängnissen von Ländern fernab der Rechtsstaatlichkeit. Gemeinsam mit Ruth Ratter veröffentlichte er das Fotobuch „Die Pfalz am Vortag der Energiewende“. Benjamin Hiller im Netz: www.benjamin-hiller.com

Jens Gyarmaty (VISUM) studierte Kulturwissenschaft und Fototheorie (HU, UDK), arbeitete gleichzeitig für verschiedene FotografInnen und schlieߟlich als Bildredakteur einer Fotoagentur. Entsprechend vielfältig sind heute die stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten des Wahlberliners. Konstant in Gyarmatys preisgekröntem fotojournalistischen Werk ist das Thema des Menschen in seiner sozialen Lage. Durch das laufende Studium „Fotojournalismus und Dokumentarfotografie“ bei Prof. Rolf Nobel (FH Hannover) und internationale Workshops entwickelte Gyarmaty Fingerspitzengefühl in der Sozialreportage: Von der beiߟend ironischen Ikonografie der All-Inclusive-Urlauber über feines Sezieren sozialer Komplexität beim Medienspektakel „Nazidemo“ bis hin zu leisen, empathischen Einblicken in die Tristesse von Einsamen, von Verlorenen, denen es an Arbeit, Würde, Perspektive mangelt, reichen seine sicher komponierten Serien. Heute arbeitet er von Hannover, Berlin und Frankfurt am Main aus, veröffentlich seine Aufnahmen in Medien wie Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Zeit, Der Spiegel, Süddeutsche Zeitung, TAZ, Dummy und anderen. Online zeigt Jens einige Aufnahmen unter: www.jensgyarmaty.com

Bewerbungsmodalitäten:

Bewerbungen sind ausschlieߟlich digital per Mail möglich. Analoge Medien werden nicht bewertet und nicht zurückgesandt. In einer kurzen Mail von maximal 1000 Zeichen stellt der die/der Bewerber/in sich vor und nimmt knapp zum Wettbewerbsthema Stellung. Als Anlage enthält die Mail eine Zusammenstellung von maximal 20 Aufnahmen (1000 Pixel breit, 72 dpi), mit der das bisherige Werk vorgestellt wird. Die Auswahl liegt allein bei der unabhängigen Jury, eine Beeinflussung gibt es nicht, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das Thema wird jährlich neu von der Stifterin vorgegeben, bei der inhaltlichen und organisatorischen Ausgestaltung kann der/die StipendiatIn nach ihren/seinen Vorstellungen mitwirken. Die Stifterin besorgt die Produktion des Fotobuchs und kuratiert die Ausstellung, bezieht dabei die/den StipendiatIn nach ihren/seinen Vorstellungen ein. Auf Wunsch der/des StipendiatIn veröffentlicht die Stifterin auf der Reise entstandene Aufnahmen auch online.

Organisatorischer Hinweis:

Da sich das Thema 2012 mit rheinland-pfälzischem Schul-Leben befasst, sollte der/die Stipendiat/In im Juni ausreichend Zeit für Recherche, Fotoreise, Auswahl und Buchproduktion haben – da die Produktion vor den Sommerferien abgeschlossen werden soll. Der/die StipendiatIn wird vor Ende Mai über den Juryentscheid informiert und bei Recherche und Organisation der Fotoreise von Ruth Ratters MitarbeiterInnen unterstützt.
Thema 2012:

„Vielfalt in der Schule“ Ansichten von Inklusion und Demokratisierung

Bewerbungsschluss: 30.04.2012

Bewerbung ausschlieߟlich an: hilpreis@ruth-ratter.de

Dateien:
http://www.ruth-ratter.de/uploads/media/HILpreis2012.pdf

(Dieser Beitrag wurde der Internetseite www.ruth-ratter.de entnommen)

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